Offener Brief an die Mitglieder und Partner des Verbands Doula CH

Es rumort im grössten Doula Verband der Schweiz. Und das ist leider auch nichts Neues, aber im Jahr 2023 hat das Klima im Verband einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Mit diesem Schreiben wollen wir Ihnen Einblick in die Geschehnisse geben, die mit unseren Bemühungen auf Anerkennung unserer Ausbildung durch den Verband einhergegangen sind. Wir wollen die Missstände und den Machtmissbrauch im Verband benennen. Denn wir finden, dass ihr als Vereinsmitglieder, das Recht habt, zu wissen, wie der Verband agiert. Und wir finden, dass die Partner des Verbandes, allen voran die Groupe Mutuel, das Recht haben, zu erfahren, dass der Verband seiner Aufgabe der Qualitätssicherung nicht nachkommt und seine Macht missbraucht.

Akt 1: Wir bemühen uns um die Zertifizierung

Als derzeit grösste Doula-Ausbildung waren wir daran interessiert, unsere Ausbildung vom Verband zertifizieren zu lassen. Dies vor allem, seit der Verband mit der ersten Schweizer Krankenversicherung zusammenarbeitet, die einen Pauschalbetrag an eine Begleitung bezahlt, die Groupe Mutuel.

Deshalb also nahmen wir im frühen Jahr 2023 Kontakt mit der damaligen Präsidentin des Verbands auf, die uns versicherte, dass unsere Ausbildung die Richtlinien erfüllt und die Zertifizierung eine Sache der Formalität sei. Dann aber kam der personelle Wechsel im Verband.

Von der neuen Verbandsleitung bekamen wir die Richtlinien für die zertifizierung zugestellt:

Die Qualitätskriterien gemäss Doula CH sind wie folgt:

  • Die Ausbildung dauert mindestens 10 Tage, die zukünftige Doula muss an den Kursen teilnehmen.
  • Die Ausbildung erfordert zwei Geburtsbegleitungen, um das Diplom zu erhalten.
  • Die folgenden Themen müssen während der Ausbildung behandelt werden: Eine kurze Geschichte der Doula und des Doula-Verbands CH in der Schweiz, Verständnis der Rolle der Doula, Reflexion über eigene Geburten, Geburtsphysiologie, Stillen, Trauerbewältigung.

That’s it. Das sind die Qualitätsanforderungen, die der Verband an eine gute Doula-Ausbildung stellt. Wir von Womb Expansion sind der Meinung, dass das nicht reicht. Unsere Ausbildung umfasst mehr als 300 Stunden, die Themenbereiche sind um Weites breiter und tiefer abgedeckt. Somit sind diese Qualitätsanforderungen erreicht und mehr noch: überschritten. Dennoch – oder gerade deshalb? – entschied der Verband, unsere Ausbildung keiner echten Prüfung zu unterziehen.

Akt 2: Der Verband ghostet uns

Seit vergangenem Sommer (2023) versuchen wir von Womb Expansion mit dem Vorstand des Verbandes ins Gespräch zu kommen, was sich als schwerer gestaltet, als einen freistehenden Handstand zu erlernen. Mails bleiben unbeantwortet, wenn wir Glück haben, werden wir auf Später vertröstet. Immer wieder wird gesagt, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt jemand melden wird. Zu diesem Zeitpunkt geht es darum, dass wir einen Zoom-Call vereinbaren möchten, bei dem wir der Verbandsleitung einen Einblick in unsere Lernplattform gewähren wollen.

Anrufe werden zu Beginn abgenommen, mit dem Hinweis, dass wir unsere Anliegen per Mail schicken sollen. Später werden Anrufe gar nicht mehr entgegengenommen, geschweige denn retourniert.

Und so vergehen die Monate. Monate, in denen der Verdacht aufkommt, dass der Verband gar kein Interesse daran zu haben scheint, unsere Ausbildung fair zu überprüfen. Monate, in denen sich der Eindruck erhärtet, dass der Verband keine neutrale Arbeit leistet.

Akt 3: Unsere Arbeit wird offen angegriffen

In der Zwischenzeit ist unser Ausbildungslehrgang gestartet und 60 wunderbare Frauen haben die Ausbildung zur Doula bei uns begonnen.

Monatelang macht eine andere Ausbildnerin auf den sozialen Medien gegen uns Stimmung und setzt giftige Posts ab. Es ist dieselbe Ausbildnerin, deren nächster Ausbildungslehrgang nicht zustande kommt. Die Ausbildnerin, die offen über jede der Gründerinnen von Womb Expansion lästert und Gerüchte streut. Es ist auch die Ausbildnerin, die nun vom Verband einberufen wurde, um die neuen Ausbildungsrichtlinien zu überarbeiten. Ein Zufall?

Akt 4: Ein ganzes Bild entsteht

Wir erfahren aus dem Verbandsbericht Anfang Februar, gleichzeitig wie ihr, liebe Verbandsmitglieder, dass unsere Ausbildung, die fälschlicherweise im Bericht als „Wombecology“ bezeichnet wird, vom Verband abgelehnt wurde. Uns wurde das zu diesem Zeitpunkt noch nicht kommuniziert.

Was kaum ein Wunder ist, da der Verband zu diesem Zeitpunkt unsere Ausbildung nicht hatte prüfen können: Noch immer hatten sie kein telefonisches Gespräch wahrgenommen und sind zu keinem Call erschienen, bei dem wir ihnen unsere Lernplattform und unseren Inhalt hätten vorstellen können.

Wir nehmen also am Donnerstag, den 22. Februar noch einmal telefonisch Kontakt auf. Dieses Mal über das Handy einer Ausbildungsleiterin, deren Nummer der Verband noch nicht gespeichert hatte und dementsprechend abgenommen wurde. Die Präsidentin wimmelt auch dieses Gespräch ab, mit der Bitte, das Anliegen per Mail einzureichen. Auf unsere Nachricht bekommen wir keine Antwort. Wir bekommen aber spätabends um 22 Uhr eine formelle Mail, eine offizielle Absage vom Verband. Anbei die Begründung:


(…)Darüber hinaus erfüllt Ihre Ausbildung nicht die Mindestanforderungen an Präsenzunterrichtstagen, die von unserem Verband gefordert werden, und es scheint, dass Sie die Entwicklung Ihrer Schüler nicht überwachen. Diese beiden Kriterien sind für uns von entscheidender Bedeutung.

Schliesslich finden wir, dass Ihr Inhalt ergänzt werden muss. (…)“

Die angesprochenen Kriterien erfüllt Womb Expansion: Unsere Ausbildung ist mit über 300 Stunden umfassender als jede andere vom Verband zertifizierte Ausbildung. Womb Expansion arbeitet mit mehr ExpertInnen zusammen, deckt Themenbereiche ab, die schrecklich relevant sind (Begleitungen bei Abtreibung, LGTBQ+ Community usw.), und die in sonst keiner Ausbildung zur Sprache kommen, es besteht Präsenzunterricht in Form von Calls und Retreats und wir ermöglichen es unseren Frauen, einigen Inhalt selbstständig zu erarbeiten.

Wenn der Verband wirklich daran interessiert gewesen wäre, die Ausbildung inhaltlich zu überprüfen, hätte er wenigstens an einem Call teilgenommen, in dem wir ihm den Umfang hätten präsentieren können. 

Wir fragen uns:

Wie will der Verband unsere Ausbildung inhaltlich geprüft haben, wenn er keine Einladung zur Präsentation dieses Inhalts wahrgenommen hat?

Womb Expansion

Zudem überprüfen wir den Lernfortschritt und die Entwicklung unserer Trainees gewissenhaft. Wir nutzen regelmässige Assignments, persönliche 1:1 Calls, Gruppencalls in Kleinklassen mit der jeweiligen Mentorin und eine Abschlussarbeit — etwas der Vorstand wüsste, wenn er sich dafür interessiert hätte, in einen Call gekommen wäre oder sonst eine Möglichkeit zum Austausch wahrgenommen hätte.

Akt 5: Die Frage nach dem Wieso bleibt.

Liegt es daran, dass Womb Expansion so viel Erfolg hat? Daran, dass wir als erste Ausbildung die Bedürfnisse von Frauen ernstgenommen haben, die ohne hybrides Ausbildungsformat einmal mehr ausgeschlossen gewesen wären?

Liegt es daran, dass sich der Verband hat manipulieren lassen und ohne eine Prüfung, ohne Womb Expansion eine faire Chance gegeben zu haben, einfach angenommen hat, dass eine hybride Ausbildung schlechterer Qualität ist (übrigens gibt es mittlerweile genügend Studien, die belegen, dass online Lernformate genauso gut funktionieren, wie Formate vor Ort)?

Liegt es daran, dass zwei andere Ausbildungen nach unserem Aufkommen nicht hatten stattfinden können? Zumindest eine der Ausbildnerinnen hat ihrem Ärger über unsere Existenz in unreflektierter Art und Weise im Internet immer wieder Luft gemacht, unsere Dozentinnen kontaktiert und auf verschiedenen Wegen versucht, uns schlecht zu machen.

Wir verstehen es nicht. Alles was wir wissen, ist, dass Womb Expansion keine faire Chance bekommen hat, dass unsere Ausbildung inhaltlich nicht einmal geprüft wurde, dass der Verband sich jedem Gespräch verwehrt hat und dementsprechend zu keinem Zeitpunkt ein wirkliches Interesse bestand, unsere Ausbildung nach den Verbandsrichtlinien zu prüfen. 

Machtmissbrauch und Befangenheit im Verband

Vielleicht stehen auch einfach finanzielle Eigeninteressen hinter dem unprofessionellen Verhalten im Verband. Zumindest ist davon auszugehen, da nun laut Verbandsbericht die beiden Ausbildnerinnen, die kein Interesse daran haben dürften, sich Konkurrenz heranzuzüchten, für das Erarbeiten der neuen Richtlinien mit zuständig sein sollen. Dass sich diese Ämter nicht vereinen lassen und Befangenheit im Spiel ist, ist offensichtlich, ob dieser Machtmissbrauch strafrechtlich relevant ist, lässt sich prüfen. 

Was wir wissen, ist, das der Verband unfähig ist, seinen Auftrag zu erfüllen und die Qualität der Ausbildungen nicht überprüft. Womb Expansion ist die derzeit grösste Doula-Ausbildungsstätte der Schweiz. 2025 werden vorraussichtlich rund 60 neue Doulas von uns zertifiziert. Doulas, denen vom Verband Steine in den Weg gelegt werden, der seine Macht missbraucht.

Wir finden, dass ihr, liebe Verbandsmitglieder und Partner von Doula CH das Recht habt, unsere Seite der Geschichte zu erfahren, bevor ihr den Vorstand an der nächsten GV bestätigt.

Unsere Vision mit Womb Expansion ist es, diese alten Muster, das alte patriarchal gesprägte Denken und die Stutenbissigkeit und Schwesternwunde ein für alle Mal zu überwinden. Wir haben für uns deshalb entschieden, unsere Ausbildung nicht mehr von einem solchen alten Konstrukt bewerten und bestätigen zu lassen.

Wenn ihr, liebe Verbandsmitglieder oder Mitarbeiter der Groupe Mutuel, weitere Fragen habt, dann dürft ihr euch jederzeit bei uns melden. Wir stehen euch für eure Anliegen zur Verfügung und freuen uns über jeden konstruktiven Austausch,

Denise, Hannah und Nadja für Womb Expansion

heart@wombexpansion.com

Nadja
Nadja

Doula, Yoga Lehrerin, Autorin, Journalistin, Gründerin der Yoga Mama Geburtsvorbereitungs-Methode & Mama